Missverständnisse beseitigen: Wie ihr aufhört, aneinander vorbeizureden

Was ist ein Missverständnis?

Du liegst mit deinem Partner oder deiner Partnerin gemeinsam auf der Couch und ihr sprecht über alltägliche Dinge. Plötzlich passiert es: Durch ein kleines Missverständnis herrscht auf einmal miese Stimmung und jeder kämpft für seinen Standpunkt. Oft geht das so schnell, dass wir überhaupt nicht merken, wie wir da hineingeraten sind. 

Dabei ist es egal, ob du 

• deinem Partner / deiner Partnerin, 
• deinen Eltern, 
• Kindern, 
• Geschwistern, 
• Freund:innen,
• Kolleg:innen oder
• Vorgesetzten

gegenüberstehst. Ein Missverständnis kann überall und jederzeit entstehen. Doch woran liegt es, dass wir uns oft missverstehen oder aneinander vorbeireden?

Es handelt sich grob gesagt um einen Fehler in der Kommunikation. Der Sender einer Nachricht sagt oder tut etwas, was vom Empfänger der Nachricht missverstanden wird.

Das Sender-Empfänger-Modell

Die Begriffe Sender und Empfänger stammen aus dem Kommunikationsmodell von Claude E. Shannon und Warren Weaver: Der Sender übermittelt eine Botschaft für den Empfänger. Die Aufgabe des Empfängers ist es, diese richtig zu entschlüsseln und zu übersetzen. Durch Störfaktoren (Missverständnisse) kann es jedoch passieren, dass die Nachricht nicht richtig beim Empfänger ankommt.
 

Was gibt es für Missverständnisse?

Missverständnisse können in ganz unterschiedlichen Bereichen auftreten. Ob am Arbeitsplatz, in der Familie oder im Freundeskreis. Überall herrscht das Potenzial, sich miss-zu-verstehen bzw. aneinander vorbeizureden. Der Auslöser ist immer eine misslungene Kommunikation. Das kann sowohl verbal über die Sprache, als auch nonverbal über Mimik und Gestik geschehen.

Außerdem können wir durch Lachen, Räuspern, Schweigen oder die Betonung mancher Wörter versteckte Informationen übermitteln. Das wird als paraverbale Kommunikation bezeichnet und kann zusätzlich zu Missverständnissen führen.

Jeder Mensch hat zudem eine individuelle Wahrnehmung durch:

• Gefühle
• Vorurteile
• Erfahrungen
• Interessen
• Intelligenz
• Wertvorstellungen 

Dadurch kann es schnell passieren, dass das Gesagte und Getane ganz unterschiedlich aufgefasst wird.
 

Warum reden wir oft aneinander vorbei?

Bei einem Missverständnis wird also das Gesagte oder Getane des Gegenübers fehlinterpretiert. Das kann passieren, weil

• Informationen unverständlich und nicht ausreichend weitergegeben oder verstanden werden,
• die Empathie fehlt,
• Vorurteile vorhanden sind,
• Fremdwörter benutzt und nicht erklärt oder hinterfragt werden,
• nicht richtig zugehört wird oder
• die Wortwahl zur Situation unpassend ist.

Dabei kann sowohl der Sender sich missverständlich ausdrücken oder handeln, als auch der Empfänger etwas anderes deuten, als tatsächlich gesagt, gemeint oder getan wurde.

In Zeiten von Internet und Social Media sind wir zusätzlich gefordert, da durch das Schreiben von Nachrichten eine noch größere Herausforderung besteht, das Geschriebene richtig zu interpretieren, da die Körpersprache, also Mimik, Gestik und Betonung, hier komplett fehlen. 

Missverständnisse sind keine Seltenheit, im Gegenteil: sie gehören zur Kommunikation dazu und werden wohl nie ganz verschwinden. Dennoch können wir durch bessere Kommunikation versuchen, sie zu reduzieren.

Wie kann ich Missverständnisse beseitigen?

Wer nur noch Streit und Missverständnisse hat, wird auf Dauer unglücklich oder es können Dritte, durch einen schwerwiegenden Fehler in der Kommunikation, Schaden nehmen. Das wäre etwa der Fall, wenn durch ein Missverständnis eine Beziehung scheitert, jemand seinen Job verliert oder im schlimmsten Fall ein Krieg ausbricht. 

Um das zu vermeiden, ist es wichtig zu wissen, wie wir besser miteinander kommunizieren können. Was könnt ihr also tun, damit ihr weniger aneinander vorbeiredet?

Ein Missverständnis-Beispiel

Dein Kollege sagt mit genervter Stimme zu dir: »Es sind heute zu viele Telefonate zu führen«. Er wünscht sich insgeheim von dir, dass du ihm ein paar Telefonate abnimmst. Das Problem: Da er nicht klar kommuniziert, was er möchte, hast du einen großen Interpretationsspielraum: 

• Vielleicht kannst du ja ein paar Telefonate per E-Mail für ihn absagen?
   
• Eventuell wollte er sich auch nur mitteilen und hofft auf dein Verständnis?
   
• Vielleicht sollst du auch einfach den Raum verlassen, damit er sich besser konzentrieren kann
   
• Du könntest aber auch verstehen, dass deinetwegen zu viele Telefonate liegen geblieben sind, und dich angegriffen fühlen.

Da du nicht weißt, was er sich von dir wünscht, wirst du es schwer haben, richtig zu handeln, und ein Missverständnis ist somit oft vorprogrammiert. 

Damit solche Situationen künftig vermieden werden können, geben wir dir fünf Tipps an die Hand, wie ihr aufhören könnt, aneinander vorbeizureden.

5 Tipps zur Beseitigung von Misskommunikation

1. Mache klare Aussagen und Anweisungen

Klare Aussagen sind wichtig, damit du Missverständnisse in Zukunft vermeiden kannst. Derjenige, der die Botschaft überbringt, sollte sie auch klar und deutlich formulieren. Für unser Beispiel wäre eine klare Aussage: 

»Es sind heute zu viele Telefonate zu führen. Ich schaffe das wahrscheinlich nicht. Kannst du mir helfen und mir fünf Telefonate abnehmen? Ich schicke dir hierfür gleich eine Liste per E-Mail.« 

Generell gilt: Lieber zu viel Informationen als zu wenig.

2. Vermeide Fremdwörter und Abkürzungen

Damit dein Gegenüber dich versteht, solltest du keine Fremdwörter benutzen oder sie zumindest bei Bedarf erklären. Auch Abkürzungen solltest du vermeiden, da hier die Gefahr besteht, dass dein Gegenüber nicht weiß, was damit gemeint ist. Ein anschauliches Beispiel ist hier, wenn im Einzelhandel mit Abkürzungen gearbeitet wird und du zu den Kund:innen sagst: 

»Das MHD läuft bald ab, wir können Ihnen einen Rabatt anbieten.«

Wenn der Kunde oder die Kundin nicht weiß, dass MHD für Mindesthaltbarkeitsdatum steht, wird er vielleicht eine zu große Menge bestellen, da es ja Rabatt gibt.

Bist du in der Position des Empfängers und du verstehst nicht, was dein Gegenüber gesagt hat oder wenn du dich missverstanden fühlst, frag unbedingt nach. Auch wenn du Sorgen hast, blöd dazustehen, denn im Zweifel liegt der Fehler dann bei dir.

3. Hör genau zu

Damit die Kommunikation gelingt, ist es auch wichtig, dass dem Gegenüber genau zugehört wird: 

Statt »fünf Telefonate« verstehst du nur »zwei Telefonate«, weil du vielleicht gerade durch dein Handy abgelenkt warst. Wieder ist ein Missverständnis entstanden und drei wichtige Telefonate werden nicht erledigt. 

Daher solltest du bei einem Gespräch sämtliche Störfaktoren wie Essen, das Handy oder den Stift zur Seite legen und bewusst zuhören.

4. Frag gezielt nach 

Sollte die Aussage deines Gegenübers zu schwammig sein, kann es auch helfen nachzufragen, was sich die Person genau von dir wünscht:

»Habe ich dich damit richtig verstanden, dass ich dir ein paar Telefonate abnehmen soll?« 

So kannst du sicher sein, dass du alle Informationen richtig verstanden hast und ein Missverständnis auflösen.